Was hilft bei ständigem Gedankenkreisen?
- info6388146
- Aug 12
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Gedankenkreisen fühlt sich an wie ein innerer Monolog ohne Pause – immer wieder dieselben Schleifen, dieselben Sorgen, dieselben Wenn-dann-Szenarien. Für viele Menschen ist Grübeln eine fast automatische Reaktion auf Unsicherheit, Stress oder emotionale Belastung. Doch dauerhaftes Gedankenkreisen kann zu innerer Erschöpfung, Schlafproblemen und Antriebslosigkeit führen. In diesem Artikel erfährst du, warum unser Geist manchmal nicht zur Ruhe kommt – und was du dagegen tun kannst.
Wie entsteht Grübeln eigentlich?
Grübeln ist kein Zeichen von Faulheit oder Schwäche – im Gegenteil: Es betrifft oft reflektierte, verantwortungsbewusste Menschen, die nach Lösungen suchen oder sich selbst und andere besser verstehen möchten. Das Gehirn versucht, durch Nachdenken Kontrolle herzustellen. Das Problem: Diese Kontrollversuche geraten oft außer Kontrolle. Neurobiologisch gesehen ist beim Grübeln das sogenannte Default Mode Network aktiv – ein Netzwerk im Gehirn, das mit Selbstbezug und innerem Erzählen verbunden ist. Wenn dieses Netzwerk überaktiv ist, kann der Übergang vom produktiven Nachdenken zum festhängenden Grübeln fließend sein.
Was hält Grübelschleifen aufrecht?
Perfektionismus: Der Wunsch, bloß nichts falsch zu machen.
Unsicherheit: Fehlende innere Klarheit oder Selbstvertrauen.
Vermeidungsverhalten: Statt Entscheidungen zu treffen, wird weitergedacht.
Selbstkritik: Innere Stimmen, die uns sagen, wir müssten erst besser sein.
Diese Faktoren verstärken sich oft gegenseitig – und führen zu einem Zustand mentaler Erschöpfung.
Wie hilft Psychotherapie bei Gedankenkreisen?
In der Psychotherapie geht es nicht darum, Gedanken abzustellen – sondern darum, einen neuen Umgang mit ihnen zu finden. In der kognitiven Verhaltenstherapie arbeiten wir mit Techniken wie:
Gedankenprotokollen: Erkennen von Denkmustern und Grübeltrickern
Kognitive Umstrukturierung: Herausfordernde Gedanken durch neue Sichtweisen ergänzen
Stopp-Techniken & Achtsamkeit: Den Gedankenstrom unterbrechen und ins Hier und Jetzt zurückkehren
Schematherapie: Arbeit mit den inneren Antreibern, z. B. dem Kritischen Anteil oder dem Überforderer
Natur als Unterbrechung für den Kopf
Die Natur kann ein starker Gegenspieler zum Grübeln sein. Sie stellt keine Fragen, sie bewertet nicht. Wer draußen geht, dem begegnet etwas, das größer ist als das eigene Problem. Studien zeigen, dass bereits kurze Aufenthalte im Grünen die Aktivität des präfrontalen Kortex beruhigen – jenem Hirnareal, das fürs Grübeln mitverantwortlich ist.
Therapeutisch nutze z.B. ich Naturbilder, achtsames Wahrnehmen (z. B. Geräusche, Temperatur, Licht) und symbolische Naturmetaphern, um Gedankenkreisen zu unterbrechen: Ein Fluss, der weiterfließt und den Gedanken wie ein Blatt wegtreiben lässt.
Konkrete Selbsthilfetechniken bei Grübelzwang
Auch wenn tiefergehende Veränderung meist therapeutische Begleitung braucht, gibt es einfache erste Schritte, mit denen man das Gedankenkreisen im Alltag unterbrechen kann:
Gedanken-Stopp mit Reizunterbrechung: Sag innerlich oder laut "Stopp!" – und lenke deine Aufmerksamkeit sofort auf etwas Konkretes: den Boden unter deinen Füßen, einen Duft, einen festen Gegenstand in deiner Hand.
5-4-3-2-1-Technik: Richte deinen Fokus nacheinander auf 5 Dinge, die du siehst ; 4 Dinge, die du hörst ; 3 Dinge, die du spürst ; 2 Dinge, die du riechst ; 1 Sache, die du schmeckst. Das bringt dich ins Hier und Jetzt.
Grübelzeit einführen: Statt ständig zu grübeln, plane bewusst 15 Minuten Grübelzeit ein, am besten immer zur gleichen Tageszeit. So hilfst du deinem Gehirn, den Grübelimpuls besser einzuordnen.
Bewegung & Natur: Ein kurzer Spaziergang ,möglichst in der Natur, verändert dein inneres System sofort. Schon 10 Minuten reichen oft, um einen Reizwechsel zu erzeugen.
Schreibimpuls: Notiere für 5 Minuten alles, was dir ungefiltert durch den Kopf geht. Danach: Blatt weglegen. Schreiben schafft Distanz und entlastet das Gedächtnis.
Fazit: Es gibt einen Ausweg aus dem Gedankenkarussell
Grübeln ist oft Ausdruck eines tieferen Bedürfnisses: nach Sicherheit, Orientierung oder innerer Entlastung. In der Therapie geht es darum, das Grübeln nicht zu bekämpfen, sondern zu verstehen und nach und nach einen neuen Umgang mit sich selbst zu entwickeln.




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