
Selbstwertprobleme
Wie bemerke ich ein niedriges Selbstwertgefühl?
Ein stabiles Selbstwertgefühl ist entscheidend für psychisches Wohlbefinden. Ein chronisch niedriger Selbstwert äußert sich durch übermäßige Selbstkritik, Unsicherheit und das Gefühl, nicht „gut genug“ zu sein.
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Typische Anzeichen:
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Ständige Selbstzweifel und überkritisches Denken
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Schwierigkeiten, Lob anzunehmen oder Erfolge zu genießen
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Angst vor Zurückweisung oder Kritik
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Perfektionismus oder übermäßiger Anpassungswille
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Vergleiche mit anderen und Gefühl des „Nicht-genügens“
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Vermeidung von Herausforderungen aus Angst zu versagen
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Ein instabiler Selbstwert kann zu Ängsten, Depressionen oder Burnout beitragen.
Wie häufig sind Selbstwertprobleme?
Niedriges Selbstwertgefühl betrifft viele Menschen – besonders in belastenden Lebensphasen.
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Laut Studien (z. B. Orth & Robins, 2022; Brechan et al., 2023):
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Häufigkeit besonders hoch in Jugend und frühem Erwachsenenalter
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Frauen tendenziell häufiger betroffen
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Geringer Selbstwert ist Risikofaktor für Depression, soziale Ängste und Essstörungen
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Ein stabiles Selbstwertgefühl schützt vor psychischer Erkrankung – es lässt sich stärken.
Neurobiologie des Selbstwerts
Neurowissenschaftliche Studien zeigen: Selbstwertgefühl ist mit bestimmten Hirnarealen verknüpft.
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Zentrale Befunde:
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Aktivierung des medialen präfrontalen Kortex bei Selbstreflexion
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Amygdala-Aktivität bei negativen Selbstbewertungen
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Belohnungssystem (ventrales Striatum) reagiert bei positiver Selbstwahrnehmung
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Selbstkritik aktiviert ähnliche Areale wie soziale Ausgrenzung (z. B. Insula)
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Chronisch negative Selbstbilder hinterlassen Spuren im Gehirn – veränderbar durch Therapie.
Ursachen – Wie entstehen Selbstwertprobleme?
Ein niedriges Selbstwertgefühl hat oft tiefliegende biografische Wurzeln.
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Häufige Einflussfaktoren:
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Kritik, Abwertung oder emotionale Vernachlässigung in Kindheit
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Überhöhte Leistungsansprüche in Familie oder Schule
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Erfahrungen von Mobbing oder sozialer Ausgrenzung
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Bindungsunsicherheit, fehlende Anerkennung
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Gesellschaftlicher Druck (z. B. Körperbild, Erfolg, Vergleiche)
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Daraus entstehen negative Grundannahmen wie „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Ich bin eine Enttäuschung“.
Wie hilft Psychotherapie bei Selbstwertproblemen?
Psychotherapie unterstützt dabei, innere Selbstkritik zu erkennen, zu hinterfragen und neue Selbstbilder zu entwickeln.
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Wirksame Ansätze:
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Kognitive Verhaltenstherapie: Umstrukturierung negativer Selbstbewertungen
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Schematherapie: Arbeit mit verletzlichen Kindanteilen und innerem Kritiker
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Ressourcenaktivierung und Selbstmitgefühl
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Biografiearbeit zur Neubewertung prägender Erfahrungen
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Ziel: Selbstannahme, Selbstvertrauen und ein stabiles inneres Fundament.
Medikamente bei Selbstwertproblemen
Selbstwertprobleme an sich sind keine Indikation für Medikamente. Wenn jedoch eine depressive Episode oder Angststörung vorliegt, kann eine medikamentöse Behandlung ergänzend hilfreich sein.
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Die Entscheidung erfolgt in Zusammenarbeit mit Fachärzt*innen.
Warum ist Online-Therapie bei Selbstwertproblemen sinnvoll?
Online-Therapie bietet einen geschützten Raum zur Arbeit am Selbstbild – bequem von zu Hause.
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Vorteile:
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Niedrigschwelliger Einstieg, besonders bei Scham oder Unsicherheit
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Flexibel in den Alltag integrierbar
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Bewährte Verfahren wie KVT oder Schematherapie auch online wirksam
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DSGVO-konforme, vertrauensvolle Umgebung
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Bitte beachten Sie:
Eine akute Suizidalität stellt eine Kontraindikation für Online-Therapie dar. In solchen Fällen ist eine sofortige persönliche Abklärung über den psychiatrischen Notdienst oder im stationären Setting erforderlich.
Wann sollte man sich Hilfe holen?
Wenn Sie…
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sich oft abwerten oder sich als „weniger wert“ empfinden
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soziale Situationen meiden aus Angst vor Ablehnung
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sich emotional abhängig oder nicht authentisch erleben
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sich im Kreis drehen und alte Muster nicht verändern können
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…bietet Psychotherapie die Möglichkeit, nachhaltig zu wachsen.
Quellen & Studien
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Orth, U. & Robins, R. W. (2022). Development of self-esteem across the life span. Nature Reviews Psychology.
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Brechan, I. et al. (2023). Low self-esteem and its association with depression and anxiety. Journal of Affective Disorders.
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Gilbert, P. (2020). Compassion-focused therapy and self-criticism. Clinical Psychology Review.
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Kuster, F. et al. (2020). Effects of CBT on self-esteem in depression: Meta-analysis. Behaviour Research and Therapy.
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Neff, K. D. & Germer, C. K. (2022). Self-compassion and psychological well-being. Mindfulness.
