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Soziale Phobie

Wie bemerke ich eine soziale Phobie?

Soziale Ängste äußern sich durch intensive Angst vor negativer Bewertung durch andere. Die Angst betrifft meist Situationen mit sozialer Interaktion oder öffentlicher Aufmerksamkeit.

Typische Symptome:

  • Angst vor Blamage, Ablehnung oder peinlichem Verhalten

  • Starke Nervosität bei Prüfungen, Vorträgen oder Smalltalk

  • Erröten, Zittern, Schwitzen, Blackouts

  • Gedankenkreisen vor und nach sozialen Ereignissen

  • Vermeidung von Gruppen, Feiern, Präsentationen oder Dating

  • Häufig kombiniert mit niedrigem Selbstwert

Die Lebensqualität ist oft massiv eingeschränkt – viele ziehen sich sozial zurück.

Wie häufig ist eine soziale Phobie?

Soziale Phobien zählen zu den häufigsten Angststörungen.

Daten aus epidemiologischen Studien (u. a. Jacobi et al., 2021; WHO, 2023):

  • Lebenszeitprävalenz: ca. 7–12 %

  • Häufiger Erkrankungsbeginn: Jugendalter oder frühes Erwachsenenalter

  • Frauen etwas häufiger betroffen

  • Oft hohe Chronifizierungsrate ohne Behandlung

Trotz der Häufigkeit suchen viele Betroffene keine Hilfe – aus Angst, sich mitzuteilen.

Neurobiologie der sozialen Phobie

Soziale Ängste beruhen auf einer Überempfindlichkeit für soziale Bedrohung und Ablehnung.

Neurobiologische Erkenntnisse:

  • Überaktivität der Amygdala bei sozialen Reizen (z. B. Gesichter)

  • Erhöhte Stressantwort bei Vorstellung negativer Bewertung

  • Dysregulation im medialen präfrontalen Kortex (Selbstwahrnehmung)

  • Verminderte serotonerge Aktivität – relevant für soziale Hemmung

Diese Reaktionen sind messbar – soziale Angst ist keine „Einbildung“, sondern biologisch fundiert.

Ursachen – Wie entsteht eine soziale Phobie?

Die Entstehung sozialer Ängste ist multifaktoriell.

Risikofaktoren:

  • Familiäre Häufung von Angststörungen

  • Frühkindliche Kritik, Ablehnung oder übermäßige Kontrolle

  • Peinliche soziale Erlebnisse, Mobbing oder Ausgrenzung

  • Perfektionismus und hoher sozialer Anspruch an sich selbst

  • Geringes Selbstwertgefühl oder „soziale Unsicherheits-Schemata“

Wie hilft Psychotherapie bei sozialer Angst?

Psychotherapie kann soziale Ängste nachweislich wirksam lindern – besonders durch kognitive Verhaltenstherapie.

Zentrale Bausteine:

  • Expositionsübungen: Schrittweise Konfrontation mit angstauslösenden Situationen

  • Kognitive Arbeit: Verzerrte Selbstwahrnehmung korrigieren

  • Selbstwerttraining und Ressourcenstärkung

  • Schematherapie: Arbeit mit inneren Kritikern und Schamanteilen

Das Ziel: mutiger Kontakt zu anderen – mit realistischeren Bewertungen und mehr Selbstvertrauen.

Medikamente bei sozialer Phobie

In schweren Fällen oder bei starker körperlicher Symptomatik kann eine medikamentöse Unterstützung sinnvoll sein.

Wirkstoffe mit nachgewiesener Wirkung:

  • SSRI (z. B. Paroxetin, Sertralin)

  • SNRI (z. B. Venlafaxin)

  • Betablocker (z. B. Propranolol) für körperliche Symptome in Einzelsituationen

Die Behandlung erfolgt durch Fachärzt*innen. Psychotherapie bleibt Mittel erster Wahl.

Warum ist Online-Therapie bei sozialer Phobie sinnvoll?

Online-Therapie bietet einen besonders niedrigschwelligen Einstieg in die Behandlung sozialer Ängste.

Vorteile:

  • Keine Praxisbesuche – hilfreich bei ausgeprägter Vermeidung

  • Therapie in gewohnter Umgebung kann Scham abbauen

  • Individuelle Expositionsübungen im Alltag gut integrierbar

  • Studien zeigen: sehr gute Wirksamkeit bei sozialer Angst

Bitte beachten Sie:
Eine akute Suizidalität stellt eine Kontraindikation für Online-Therapie dar. In solchen Fällen ist eine sofortige persönliche Abklärung über den psychiatrischen Notdienst oder im stationären Setting erforderlich.

Wann sollte man sich Hilfe holen?

Wenn Sie…

  • soziale Situationen vermeiden, obwohl Sie sich danach sehnen

  • Ihre berufliche oder private Entwicklung durch Ängste blockiert wird

  • stark unter Scham oder Kritikangst leiden

  • sich einsam fühlen, weil Kontakte zu schwer fallen

…bietet Psychotherapie gezielte Hilfe und neue soziale Erfahrungen.

Quellen & Studien

  • Stein, M. B. & Stein, D. J. (2021). Social anxiety disorder. The Lancet.  

  • Heuer, K. et al. (2020). Neurobiology of social anxiety disorder: Amygdala activation and connectivity. Biological Psychiatry.  

  • McEvoy, P. M. et al. (2022). Effectiveness of cognitive behavioral therapy for social anxiety disorder. Behavior Research and Therapy.  

  • Tulbure, B. T. et al. (2021). Internet-delivered CBT for social anxiety: A meta-analysis. Journal of Anxiety Disorders.  

  • WHO (2023). Global prevalence estimates for anxiety disorders.

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