
Angst- und Paniksstörungen
Wie bemerke ich eine Angststörung oder Panikattacken?
Angststörungen äußern sich durch übermäßige, anhaltende Angstreaktionen – oft ohne realistische Bedrohung. Panikattacken treten meist plötzlich auf, mit intensiven körperlichen Symptomen.
Typische Symptome:
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Herzrasen, Atemnot, Zittern, Schwindel
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Hitzewallungen oder Kälteschauer
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Engegefühl in der Brust, „Luft bleibt weg“
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Angst, die Kontrolle zu verlieren, ohnmächtig zu werden oder zu sterben
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Vermeidungsverhalten (z. B. keine Menschenmengen, Reisen, enge Räume)
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Dauerhafte Anspannung, Sorgen oder Unruhe
Angststörungen können sich als Panikstörung, generalisierte Angststörung oder phobische Störungen zeigen.
Wie häufig sind Angst- und Panikstörungen?
Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen weltweit.
Laut Studien (z. B. Jacobi et al., 2021; WHO 2023):
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Lebenszeitprävalenz: ca. 15–20 %
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Punktprävalenz: ca. 8–10 %
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Frauen häufiger betroffen als Männer (etwa 2:1)
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Häufiger Beginn: im jungen Erwachsenenalter (18–30 Jahre)
Trotz hoher Beeinträchtigung bleiben viele Betroffene unbehandelt – oft aus Scham oder Angst vor Stigmatisierung.
Neurobiologie der Angst
Angststörungen beruhen auf einer Überaktivierung von Hirnarealen zur Gefahrenbewertung.
Zentrale Befunde:
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Hyperaktivität der Amygdala („Alarmzentrum“)
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Dysregulation im präfrontalen Kortex (verminderte Kontrolle über Angst)
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Veränderte Serotonin- und Noradrenalin-Systeme
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Verstärkte autonome Stressantwort (Sympathikus-Dominanz)
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Lernprozesse im Hippocampus verstärken angstauslösende Kognitionen
Die wiederkehrenden körperlichen Symptome basieren auf realen physiologischen Veränderungen.
Ursachen – Wie entstehen Angst- und Panikstörungen?
Angststörungen entstehen oft durch ein Zusammenwirken von genetischer Vulnerabilität, ungünstigen Lernerfahrungen und Stress.
Typische Einflussfaktoren:
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Genetische Veranlagung (z. B. familiäre Häufung)
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Kindliche Ängstlichkeit, Überbehütung oder Kontrolle
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Belastende Erlebnisse wie Unfälle, Trennungen oder Kontrollverlust
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Chronische Überforderung, psychosozialer Stress
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Verstärkende Kognitionen („Ich halte das nicht aus“, „Ich sterbe gleich“)
Wie hilft Psychotherapie bei Angst- und Panikstörungen?
Psychotherapie ist hochwirksam bei Angststörungen – besonders die kognitive Verhaltenstherapie.
Wichtige Elemente:
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Psychoedukation: Was ist Angst und wie entsteht sie?
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Konfrontation: Gezielte Exposition mit angstauslösenden Reizen
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Kognitive Umstrukturierung: Angstauslösende Gedanken überprüfen
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Körper- und Atemarbeit zur Selbstregulation
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Schematherapie: Arbeit mit inneren Anteilen und Sicherheitsbedürfnissen
Ziel ist es, Ängste langfristig zu mindern und wieder handlungsfähig zu werden.
Medikamente bei Angststörungen
Bei mittelgradiger bis schwerer Symptomatik oder starker körperlicher Belastung können Medikamente vorübergehend sinnvoll sein.
Häufig eingesetzt:
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SSRI (z. B. Escitalopram, Paroxetin)
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SNRI (z. B. Venlafaxin)
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Kurzfristig: Benzodiazepine – jedoch hohes Abhängigkeitspotenzial
Die medikamentöse Behandlung erfolgt ausschließlich durch Fachärzt*innen. Ich unterstütze Sie gern bei der Entscheidungsfindung.
Warum ist Online-Therapie bei Angst sinnvoll?
Online-Therapie hat sich bei Angststörungen als ebenso wirksam wie Präsenztherapie erwiesen.
Vorteile:
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Keine Reizüberflutung durch Praxisumfeld – besonders wichtig bei sozialer Angst
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Zugang aus dem geschützten Umfeld – erleichtert Exposition im Alltag
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Flexibilität bei Terminwahl und Therapiefrequenz
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Evidenzbasierte Methoden auch online möglich (z. B. Exposition via Video)
Bitte beachten Sie:
Eine akute Suizidalität stellt eine Kontraindikation für Online-Therapie dar. In solchen Fällen ist eine sofortige persönliche Abklärung über den psychiatrischen Notdienst oder im stationären Setting erforderlich.
Wann sollte man sich Hilfe holen?
Wenn Sie…
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wiederholt Panikattacken erleben
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Situationen vermeiden, um Angst zu entgehen
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sich durch Sorgen oder Körpersymptome eingeschränkt fühlen
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das Gefühl haben, „durchzudrehen“ oder die Kontrolle zu verlieren
…ist es Zeit, Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Frühzeitige Hilfe kann Chronifizierung vorbeugen.
Quellen & Studien
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Bandelow, B. et al. (2022). Treatment of anxiety disorders: Current recommendations. Dialogues in Clinical Neuroscience.
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Hofmann, S. G. & Smits, J. A. J. (2020). Cognitive-behavioral therapy for adult anxiety disorders: A meta-analysis of randomized placebo-controlled trials. Journal of Clinical Psychiatry.
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Andersson, G. et al. (2021). Internet-based CBT for anxiety disorders. World Psychiatry.
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Jacobi, F. et al. (2021). Psychische Störungen in Deutschland. Dtsch Arztebl.
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WHO (2023). Global health estimates: Mental health.
