Warum du dich nicht entscheiden kannst – und wie Psychotherapie helfen kann
- info6388146
- Oct 27
- 3 min read
Entscheidungen zu treffen klingt leicht – ist aber für viele Menschen ein echter Stressfaktor. „Was ist, wenn ich die falsche Wahl treffe?“ oder „Warum fühle ich nichts?“ sind typische Ängste von Menschen die sich im Dschungel der Möglichkeiten verloren fühlen. In diesem Artikel erfährst du, warum Entscheidungen uns so schwerfallen – und wie Psychotherapie helfen kann, wieder in Verbindung mit dir selbst zu kommen.

Warum fällt Entscheiden so schwer?
Entscheidungen bedeuten Verantwortung – und damit auch Unsicherheit. Manche Entscheidungen sind klein wie z.B. die Wahl auf der Speisekarte. Manche sind jedoch völlig weltverändernd z.B. die Entscheidung für ein Studienfach, einen Partner oder ein Kind. Jede Entscheidung bedeutet auch, dass wir der Alternative den Rücken kehren und somit auch eine mögliche Zukunft loslassen. Je mehr Optionen zur Verfügung stehen, desto größer wird die Angst, sich falsch zu entscheiden. Die Psychologie nennt dieses Phänomen den "Paradox of Choice" (Schwartz, 2004): Mehr Auswahl führt nicht zu mehr Zufriedenheit, sondern oft zu mehr Zweifel, Bedauern und Entscheidungslähmung. Neuropsychologisch betrachtet sind Entscheidungen ein Zusammenspiel von präfrontalem Kortex (Abwägen), limbischem System (Gefühle) und dem ventromedialen präfrontalen Kortex (Bauchgefühl/Intuition). Studien zeigen: Wenn diese Netzwerke nicht gut miteinander kommunizieren – z. B. durch Stress, Trauma oder Überforderung – wird Entscheiden schwierig (Bechara et al., 1997). Ein weiterer Faktor: Wer in seiner Kindheit gelernt hat, dass eigene Bedürfnisse oder Gefühle keine Rolle spielen, hat häufig Schwierigkeiten, innere Signale überhaupt wahrzunehmen. Die Folge: Orientierungslosigkeit.
Was sind hilfreiche Gedanken, Fragen und Impuls für sich selbst bei Entscheidungsschwierigkeiten?
Ich habe die Macht meine Entscheidung zu der richtigen Entscheidung machen und kann die Zukunft gestalten – egal wie ich mich entscheide
Welche Ängste stehen hinter meiner Unentschlossenheit? (z. B. Angst vor Ablehnung, Scheitern oder Anerkennungsverlust)
Entspricht die Entscheidung meinen Werten & Zielen oder lasse ich mich von ultrakurzfristigen Gefühlen leiten?
Gibt es noch Informationen die ich sammeln muss, bevor ich eine Entscheidung treffen kann?
Wieviel Zeit möchte ich mir für die Entscheidung geben?
Viele Menschen wünschen sich, dass eines Tages die Angst vor der Entscheidung verschwindet und sich plötzlich ein Weg klar als der Richtige abzeichnet. Das ist in der Realität allerdings häufig nicht der Fall. Die Zukunft ist per Definition ungewiss, ich kann nicht sichergehen, dass sich meine Entscheidungen genauso entwickelt wie ich mir das wünsche. Eine Restangst gehört immer mit dazu und das ist gut so, denn Ungewissenheit bedeutet auch Potential für positive Überraschungen Lebendigkeit und Bewegung.
Die Fähigkeit Entscheidungen treffen zu können hat dabei verscheidene Komponenten. Neben der kognitiven Komponte gibt es auch die körperliche Komponente. Studien zu Embodiment zeigen: Entscheidungen, die auch körperlich mit einem Gefühl von Stimmigkeit verbunden sind, werden seltener bereut (Damasio, 1994).
Warum wir unser Bauchgefühl oft nicht mehr spüren ?
Das sogenannte „Somatic Marker“-Modell von Antonio Damasio (1994) beschreibt, dass unser Körper bei Entscheidungen eine wichtige Rolle spielt. Frühere Erfahrungen hinterlassen körperliche Spuren, sogenannte somatische Marker, die uns helfen, intuitiv zu wissen, was richtig ist.Doch viele Menschen haben diesen Zugang verloren. Gründe können sein:
Frühe Entfremdung von Gefühlen (z. B. durch Erziehung, Leistungserwartungen, Trauma)
Überbetonung von Rationalität – „Gefühle sind unlogisch“
Chronischer Stress – blockiert die Kommunikation zwischen Körper und Geist
Psychotherapie kann hier helfen, den Zugang zum Körper und zur inneren Stimme wiederherzustellen. Achtsamkeitsbasierte Verfahren, Schematherapie oder imaginative Methoden wie die Arbeit mit inneren Anteilen sind bewährte Wege, um aus dem Kopf zurück in den Körper zu kommen.
Fazit: Du trägst die Antwort oft schon in dir, trau dich auf sie zu hören
Entscheidungsschwierigkeiten sind oft das Verharren in Ambivalenz um seiner Angst nicht begegnen zu müssen. In der Psychotherapie geht es nicht darum, dir zu sagen, was du tun sollst – sondern dir zu helfen, deine eigene Antwort wieder zu hören und trotz der Angst in die Handlung zu kommen. Die Mischung aus emotionalem Zugang, rationalem Verstehen und Körperweisheit ist dabei der Schlüssel.Wenn du das Gefühl hast, dich selbst verloren zu haben – oder zu viele Stimmen in dir sprechen – kann Psychotherapie helfen, deinen inneren Kompass wiederzufinden.




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